Die Welt mit anderen Augen sehen: Interview mit Eline Mignot, Leiterin der Gruppe Hydrogeologie bei WSP
WSP ist ein Ingenieurbüro, das in der Schweiz und im Wallis fest verankert ist. Dank eines spezialisierten und engagierten Teams bietet es innovative Lösungen, insbesondere in den Bereichen Wasser und Umwelt. WSP ist einer der Partner von BlueArk und hat bereits mehrfach den Projektaufruf BlueArk Challenge gewonnen.
Wenn man mit Wasser arbeitet, lernt man, die Oberfläche und den Untergrund miteinander zu verbinden und die Wechselwirkungen zwischen dem, was sichtbar ist, und dem, was in der Tiefe geschieht, zu verstehen. Jedes Projekt wird dann zu einer Gelegenheit, das Ressourcenmanagement zu überdenken, Gemeinschaften zu schützen und eine Zukunft aufzubauen, die sowohl widerstandsfähig als auch verantwortungsbewusst ist.
Eline, was bedeutet für Sie „die Welt anders sehen” in Ihrem Beruf?
Es ist vor allem eine Frage der Neugier und des Mutes. Wir lösen nicht nur technische Probleme. Wir fragen uns, wie unsere Lösungen die Orte prägen werden, an denen Menschen leben, arbeiten und aufwachsen. Wasser ist niemals nur Wasser. Es steht für Sicherheit, Gesundheit, Energie und manchmal sogar für eine Chance. Wenn wir uns einer neuen Herausforderung stellen, ermutige ich mein Team, sich zu fragen: „Was haben wir noch nicht ausprobiert? Wie können wir für die nächste Generation noch mehr erreichen?”
WSP ist ein internationales Unternehmen, aber Ihr Team ist stark in der Schweiz verwurzelt. Wie wirkt sich das auf Ihren Ansatz aus?
Die Schweiz ist ein Land der Berge, Flüsse und starken lokalen Identitäten. Wir haben hier dreizehn Büros und mehr als 600 Kollegen, die sich mit den Gegebenheiten vor Ort, den Vorschriften und den Realitäten der Gemeinden auskennen. Aber wir profitieren auch von der Stärke eines globalen Netzwerks. So können wir die neuesten wissenschaftlichen und technischen Fortschritte in jedes Projekt einbringen, sei es beim Schutz eines Bergdorfes vor Erdrutschen oder bei der Planung einer neuen Wasseraufbereitungsanlage.
Ihre Präsentation deckt den gesamten Wasserkreislauf ab. Worauf sind Sie heute besonders stolz?
Ich bin stolz auf unsere Fähigkeit, das Gesamtbild zu sehen. Wir bohren nicht nur Brunnen oder bauen Stauseen. Wir kartieren Grundwasservorkommen, überwachen die Verschmutzung, sichern die Trinkwasserversorgung und renaturieren Flüsse. Unsere Projekte reichen von hydrogeologischen Studien in Lausanne über die Sanierung verschmutzter Standorte in Freiburg bis hin zum Hochwasserschutz im Rhonetal und der Optimierung städtischer Netze. Jedes Projekt ist wie ein Puzzle, und wir bringen Experten aus den Bereichen Geologie, Hydraulik, Umwelt und Ingenieurwesen zusammen, um es zu lösen.
Wie bringen Sie Innovation und Sicherheit unter einen Hut?
Innovation bedeutet nicht, unnötige Risiken einzugehen. Es bedeutet, intelligentere und sicherere Wege zu finden, Dinge zu tun. Zum Beispiel verwenden wir fortschrittliche Modelle, um Hochwasser vorherzusagen und Flüsse zu verwalten. Wir entwickeln naturbasierte Lösungen, die sich in die Landschaft einfügen. Wir versuchen auch, Ressourcen wiederzuverwenden, beispielsweise indem wir Abwasser in Energie umwandeln oder aufbereitetes Wasser für die Bewässerung nutzen. Letztendlich ist es jedoch unsere Aufgabe, Menschen und Umwelt zu schützen. Das hat für uns oberste Priorität.
Was sind die nächsten Schritte für Ihr Team und für die Wasserwirtschaft in der Schweiz?
Der Klimawandel ist bereits da. Das zeigt sich an der Häufigkeit von Dürren, der Intensität von Stürmen und dem Druck auf unsere Wassersysteme. Unsere Aufgabe ist es, den Gemeinden bei der Anpassung zu helfen: die Versorgung zu sichern, die Infrastruktur zu stärken und die natürlichen Lebensräume wiederherzustellen. Wir arbeiten auch zunehmend mit lokalen Behörden, der Industrie und der Öffentlichkeit zusammen. Die Zukunft wird noch mehr Zusammenarbeit, Kreativität und Widerstandsfähigkeit erfordern.
Wenn Sie der nächsten Generation von Ingenieuren und Wissenschaftlern eine Botschaft mitgeben könnten, wie würde diese lauten?
Bleibt neugierig. Habt keine Angst, Fragen zu stellen oder Bestehendes in Frage zu stellen. Die Welt braucht Menschen, die sich engagieren und es wagen, anders zu denken. Wasser verbindet alles. Wenn ihr etwas bewirken wollt, ist das ein hervorragender Ausgangspunkt.
